Donnerstag, 11. Mai 2023

Das Eichhörnchen

 


Auf der „ach wie süß“-Scala von uns Menschen stehen Eichhörnchen ganz oben. Ihre koboldhafte Gestalt mit fingerartigen Zehen an den kurzen Vorderbeinchen und dem Männchen machen, das sieht doch auch zu niedlich aus. Mit ihren tollkühnen Kletterkünsten bringen sie uns Menschen zum Lachen. Ihre pausenlose Geschäftigkeit und das zahme Verhalten an Spazierwegen lässt uns gerne ein paar Nüsse oder Früchte spenden. Eichhörnchen sind intelligent und kennen zahllose Wege, um an Essen zu kommen.

Ein Eichhörnchen ist incl. Schwanz ca. 40-64 cm lang. Der buschigen 20 cm lange Schwanz hilft ihnen die Balance zu halten, sie ist Steuer und Ruder zugleich. Auch bei der Kommunikation mit anderen Eichhörnchen hat der Schwanz seine Aufgabe und ist es Nachts zu kalt, rollt sich das Hörnchen ein und deckt sich mit ihm komplett zu. Also ist das bauschige Teil recht vielfältig.



Die Paarung findet von Dezember/Januar bis Sommer statt. Während dieser Zeit lässt sich die wilde Jagd gut beobachten, da die lärmenden Kameraden sich eher sorglos um den Baumstamm winden. Männchen können ein paarungsbereites Weibchen mehr als einen Kilometer entfernt riechen. 

Die treibende Kraft ist das Weibchen, das Weibchen entscheidet auch, welches Männchen nach einigen Tagen der Balz ihr auserwählter wird. Nach 38 Tagen Tragzeit werden zwei bis fünf Jungtiere mit einem Gewicht von jeweils zehn Gramm geboren, die allein vom Weibchen versorgt werden. Die ersten Haare wachsen um den achten Lebenstag herum und am 32. Tag öffnen die Jungen dann die Augen. Die Jungen werden noch etwa 8 Wochen von der Mutter im Nest versorgt und gesäugt, bleiben danach aber noch einige Monate in Ihrer Nähe. Das erste Jahr überlebt nur etwa jedes vierte oder fünfte Junge.

 

Das ist unter anderem der Grund, weshalb dieser Artikel entstanden ist.

 

Wenn die Mutter nach einiger Zeit nicht zurückkommt und das Jungtier kräftig genug ist, macht es sich auf den Weg, Sie zu suchen. Dabei kann es passieren, dass die Jungtiere auf Menschen treffen. Wenn die kleinen Hunger haben, verlieren sie ihre Scheu und kommen auf die Menschen zu und klettern eventuell auch an Ihnen hoch. Sie wollen mit aller Macht überleben.

Ein Eichhörnchen benötigt immer dann Ihre Hilfe, wenn es sich leicht einfangen lässt. Besonders Eichhörnchen, die am Boden liegen, brauchen sofort Hilfe. 


 

Hier 10 Tipps von der Eichhörnchen Nothilfe E.V. +49 0700 200 200 12 

 

1. Anfassen – Aufnehmen – Schützen – Leben retten!

Entgegen der landläufigen Meinung darf man Eichhörnchen-Findelkinder anfassen. Die Mutter lehnt es deswegen nicht ab. Vielleicht ist es Ihnen bereits hinterhergelaufen oder gar an Ihrem Hosenbein hochgeklettert.

Dieses Tier braucht dringend Ihre Hilfe!

Es sind fast ausschließlich Jungtiere, die auf diese Weise hilfesuchend auf den Menschen zukommen. Eichhörnchenbabys kann man meist leicht mit der Hand aufnehmen. Sie haben keine übertragbaren Krankheiten, insbesondere haben sie keine Tollwut!

  
Sollten Sie ein krankes oder verletztes adultes, also erwachsenes, Eichhörnchen gefunden haben, ist es dringend angebracht, geeignete Handschuhe zu tragen oder das Eichhörnchen mit einem großen Handtuch aufzunehmen. Eichhörnchen sind „Fluchttiere“. Können sie aufgrund einer Verletzung o. ä. nicht mehr fliehen, bleibt ihnen nur noch die instinktive Verteidigung mit den scharfen Nagezähnen. Schützen Sie sich hier also vor schmerzhaften Bissverletzungen.

2.Beobachten

Viele Jungtiere werden von ihrer Mutter zurückgeholt!

Ein Rückführungsversuch ist in den meisten Fällen sinnvoll und wird nicht selten auch von Erfolg gekrönt.

Bitte lassen Sie ein scheinbar verwaistes Eichhörnchen nicht unbeobachtet liegen, der Satz: „Die Natur wird es schon richten“ ist längst nicht mehr zeitgemäß. Ca. 50% der Tiere, die aufgefunden werden, sind letztlich durch menschliches Handeln in diese lebensbedrohliche Situation gebracht worden und nicht durch „natürliche“ Begebenheiten. 

Um die individuelle Situation richtig einzuschätzen, beraten wir Sie gerne an unserem Notfalltelefon. Beobachten Sie das Findelkind und schützen Sie es vor Katzen, Hunden und Rabenvögeln.

3. Nach Geschwistertieren suchen

Die meisten Eichhörnchen-Findelkinder geraten in Not, weil z. B. ihre Mutter nicht mehr lebt oder der Kobel zerstört wurde. Oft ist so der ganze Wurf (zwischen 2 und 6 Junge) betroffen und auf menschliche Hilfe angewiesen. 

Bitte vergewissern Sie sich daher genau, ob sich am Fundort nicht noch weitere Jungtiere aufhalten.

Da sich die Tiere je nach Alter und Mobilität auch in einem größeren Radius bewegen können bzw. sich aus Angst verstecken, sollten Sie sich unbedingt genug Zeit nehmen und ggf. den Fundort mehrfach und über 2 – 3 Tage aufsuchen.

 4. Wärmen

Alle lebenserhaltenden Körperfunktionen sind von der „normalen“ Körpertemperatur abhängig. Findelkinder sterben oft an Unterkühlung, da sie ihre eigene Körpertemperatur noch nicht konstant halten bzw. regeln können. Auch wenn die Lufttemperatur sommerlich warm ist, sind geschwächte oder sehr kleine Tiere schnell völlig ausgekühlt. Hinzu kommt, dass Muttertiere unterkühlte Jungtiere nicht zurückholen und eine mögliche Rückführung demnach nicht erfolgen kann!

Sollte es nötig sein, das Jungtier mitzunehmen, sind Wärmflasche, Körnerkissen oder ein kleines elektrisches Heizkissen (Stufe 1) sehr hilfreich. Alternativ kann auch eine leere PET-Flasche mit lauwarmem Wasser gefüllt werden. Alle Wärmequellen bitte so unterbringen, dass das Eichhörnchen auch die Möglichkeit hat, sich davon zu entfernen, falls es ihm zu warm wird!

Ein Handtuch oder ein T-Shirt zum Einkuscheln verwenden. Heu, Stroh, Laub oder Moos sind nur nett anzuschauen, haben aber in der Erstversorgung keinerlei Nutzen.

5. Mit Flüssigkeit versorgen 

Das Fundtier muss zwei Stunden langsam auf Körpertemperatur aufgewärmt werden. Erreicht man über längeren Zeitraum (mind. 5 Stunden!!!) keinen Fachmann (unser Telefonteam), kann versucht werden, das Tier vorsichtig zu rehydrieren.

Wird solch ein Tier sofort mit Milch oder ähnlichem gefüttert, wird es durch die einsetzende Verdauung noch mehr geschwächt- dies kann zu Krämpfen bis hin zum Kreislaufzusammenbruch und zum Tod führen.

  
In 200 ml abgekochtes Wasser oder Fencheltee werden

2 Teelöffel Traubenzucker oder normaler Zucker und eine kleine Prise Salz gegeben.

Diese Mischung hilft als erste Flüssigkeitsversorgung. Danach muss das Tier in kompetenter Hand mit speziell auf Eichhörnchen abgestimmter Aufzuchtmilch weiterversorgt werden.

Sofortige Milchersatzgabe kann zu Krämpfen oder zum Kreislaufzusammenbruch führen. Wird zu lange nur mit der Teelösung gefüttert, bedeutet das aber Mangelernährung. Beides ist lebensbedrohlich! Wenden Sie sich bitte schnellstmöglich an uns! +49 0700 200 200 12 

Nach dem Abkühlen wird die Flüssigkeit mit einer Spritze (ohne Kanüle) oder Pipette dem Tier zugeführt.

  • Von dieser Flüssigkeit geben Sie dem Eichhörnchen bitte nur tropfenweise vorsichtig in die Backentasche oder auf die Lippen.
     
  • Auch wenn es selbständig trinkt, geben Sie kleine Mengen. An zu viel Flüssigkeit können die Tiere sterben!
     
  • In der ersten Stunde geben Sie maximal 2 ml Flüssigkeit!!! Dies können Sie alle 3 Stunden vorsichtig wiederholen. Halten Sie sich bitte an diesen Maximalwert, mehr kann tödliche Folgen nach sich ziehen!
     
  • Man sollte unbedingt darauf achten, dass man langsam und geduldig vorgeht, sodass sich das Tier nicht verschluckt, keine Flüssigkeit in die Atemwege kommt und eine Lungenentzündung verursacht.
     
  • Wenn es nach jedem Schlucken vor Erschöpfung wieder einschläft, ist Geduld und Einfühlungsvermögen gefragt.
     
  • Wenn es nicht schluckt, gehen Sie bitte sofort zum Tierarzt und bitten um subkutane Flüssigkeitszufuhr.

 

Es gilt immer: Rufen Sie uns an! +49 0700 200 200 12 

Eine falsche Einschätzung der Situation kann dem Eichhörnchenbaby das Leben kosten!

6. Erste Beurteilung 

Auch wenn das Eichhörnchen scheinbar schlafen möchte, sich zusammenrollt und sich nur verstecken möchte, müssen Sie es sich genau anschauen! 

Schwer traumatisierte, unter Schock stehende Tiere „quietschen“ vor Angst. In diesem Fall bedecken Sie den Kopf bzw. die Augen dieses Tieres mit einem Handtuch.  

Wie ist der Allgemeinzustand des Tieres?

  • agil oder schlapp? 
  • gut genährt oder sehr mager/halb verhungert?
  • werden alle 4 Beine bewegt? Lähmungen? Knochenbrüche? 
  • Sind offene Verletzungen zu sehen? Wenn ja, sind diese „frisch“?
  • Sind am Körper oder in möglichen Fleischwunden kleine weiße längliche Eier (Fliegeneier) zu sehen?
    (mehr dazu unter Parasitenbefallwichtig!-)
  • Blutungen aus Mund und/oder Nase?
  • abgebrochene Zähne? Stecken diese noch im Mund? 
  • Blutergüsse, Schwellungen?
  • sonstige Auffälligkeiten?

Rufen Sie uns an- wir beraten Sie am Telefon! +49 0700 200 200 12 

Oder fragen Sie Ihren Tierarzt, ob er Wildtiere behandelt.

7. Urin-Stimulierung

Eichhörnchenbabys können anfangs (bis zur 7. Woche) nicht selbständig Urin ablassen. Bleibt die Stimulation, die in der Natur die Mutter durch Ablecken übernimmt, aus, so verbleiben nicht nur die schädlichen Harngiftstoffe im Körper, sondern das Tier kann auch durch den entstehenden Blasenhochstand und den sich daraus ergebenden „Platzmangel“ im Körper massive Atemprobleme bekommen. Aus diesem Grund ist es von großer Wichtigkeit, dass durch Stimulation die Blase des Tieres entleert wird.

Für die Stimulation nimmt man am besten ein weiches Blatt Toilettenpapier oder ein Kleenex-Tuch, dreht das Jungtier vorsichtig in der Hand auf den Rücken und fährt leicht und ohne Druck in regelmäßigen Bewegungen über das Geschlechtsteil des Tieres. Diese Stimulation erfolgt bestenfalls so lange, bis kein Urin mehr abgesetzt wird.  

Da sich das Jungtier anfangs eventuell gegen das ungewohnte Prozedere wehren wird, sollte man sich unbedingt Zeit nehmen. Sobald Urin abgesetzt wird, halten die meisten Tiere in der Regel still.

Wichtig ist, dass man immer ein weiches Tuch nimmt und ohne Druck arbeitet, um eventuelle Entzündungen durch Wundreiben zu vermeiden. Nach der Stimulation sollte das Tier mit einem leicht angefeuchteten weichen Tuch gereinigt werden, sodass die zarte und empfindliche Haut durch den Urin nicht gereizt wird.

Der Urin sollte klar und hell sein, ist er dunkel, so wurde vermutlich länger kein Urin abgesetzt. Riecht der Urin gar nach „Fisch“, so könnte dies ein Hinweis auf eine Nieren- oder Blasenentzündung sein. Ist das Tier ansonsten fit und aktiv, sollte zunächst über die nächsten Stunden vermehrt Flüssigkeit verabreicht werden, um die Nieren und Blase zu „spülen“. Tritt daraufhin keine Besserung ein, so sollte ein Tierarzt aufgesucht werden, der das Tier ggf. antibiotisch behandelt. 

8.  Sichere Unterbringung – Ruhe – Geborgenheit

Haben Sie ein Eichhörnchen gefunden, so können Sie davon ausgehen, dass das Tier bereits eine Menge durchgemacht hat. Oft sind diese Tiere schwer traumatisiert und stehen enorm unter Stress, hinzu kommen Schmerzen durch Verletzungen, zusätzlicher Stress durch die Anwesenheit des Menschen, den Transport, Lärm etc. Generell ist wichtig, dass Findelkinder an einem ruhigen Ort die Möglichkeit haben, sich von all diesen Strapazen zu erholen.

Haben Sie die Erstversorgung durchgeführt, so bringen Sie es in einem Bereich Ihrer Wohnung unter, wo es ruhig ist oder tragen Sie es behutsam unter Ihrem Pullover, damit es durch den Körperkontakt ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit erfährt.

Haben Sie Kinder, so versuchen Sie bitte zu vermitteln, was das Tier vermutlich schon alles erlebt hat, dass es kein Spielzeug ist und dringend Ruhe braucht. Eichhörnchenkinder sind sehr empfindlich und zu viel Stress kann sich mehr als nachhaltig auf den Gesundheitszustand auswirken. 

Bitte bedenken Sie, eine gesicherte Unterbringung bedeutet auch Schutz vor Verletzungen. Ein geschwächtes Tier könnte sich nach relativ kurzer Zeit soweit erholt haben, dass es plötzlich sehr aktiv wird, bei einem Versuch zu klettern könnte es abstürzen oder sich einklemmen. 

9. Wann muss ein Tierarzt aufgesucht werden? 

Eichhörnchen-Findelkinder können eine Reihe von Verletzungen davongetragen haben. Hauptgründe sind hierfür Verletzungen durch den Sturz aus dem Nest, Angriffe von Katzen / Krähen oder generell durch die Auswirkungen einer zu langen Unterversorgung. 

Zu berücksichtigen ist hier jedoch, dass sich nicht jeder Tierarzt mit der Versorgung von Wildtieren auskennt und so leider auch hin und wieder Medikamente verabreicht werden, die die Tiere nicht vertragen und gar zu schweren Schäden führen können.

Gerne stehen wir auch hier mit Rat und Tat zur Seite, nennen Ihnen uns bekannte Tierärzte vor Ort oder informieren Sie über gängige Medikamente, die bei betreffender Medikation erfahrungsgemäß von den Tieren gut vertragen werden.

Bitte fragen Sie daher zuvor den jeweiligen Tierarzt, ob er Wildtiererfahrung hat oder ggf. einen Kollegen nennen kann, der sich auf diesem Gebiet auskennt.

Ermutigen Sie Ihren Tierarzt uns anzurufen!+49 0700 200 200 12 

Vor allem:

Lassen Sie das Tier nicht mit Entflohungmitteln behandeln!!! Die üblichen Spot-on-Präparate oder sonstigen handelsüblichen Entflohungsmittel aus dem Haustierbereich können für Eichhörnchen fatale Folgen haben und gar zum Tode führen. 

Welche anderen Parasiten außer Flöhen die Eichhörnchen noch haben können, ist auf unserer Seite Parasitenbefall näher beschrieben. 

Übrigens:

Da Sie als Finder nur der Helfer und nicht der Besitzer des Eichhörnchens sind, ist es bei Tierärzten durchaus üblich, diese Wildtiere kostenfrei (selten gegen Zahlung des reinen Preises evtl. eingesetzter Medikamente) zu behandeln. 

10. Eichhörnchen-Notfallteam anrufen +49 0700 200 200 12  

Wir sind ein kompetentes Team, das Ihnen mit Rat und Tat zur Verfügung steht. Sollten Sie mit der Situation überfordert sein, Fragen oder Probleme haben, rufen Sie uns an. Gerne stehen wir Ihnen beratend zur Seite bzw. stellen den Kontakt zu einer unserer Auffangstationen her, die das Tier aufnimmt, professionell aufzieht und später wieder auswildert.

Gerade Wildtiere sind in ihrer Aufzucht sehr anspruchsvoll und empfindlich. Mit einem Anruf können Sie Leben retten! +49 0700 200 200 12 


Ist Dir das alles zuviel, okay, aber bitte schaut nicht weg. Es sind Lebewesen die Dich brauchen. Es gibt bundesweit Aufzuchtstationen. Einfach mal bei Google schauen und dann das Tier in gute Hände geben.

Ich und die Eichhörnchen Nothilfe E.V. danken Euch dafür.






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